Gullinbursti und das Jahresrad

„Der goldene Eber leuchtete in vollem Glanz und Gloria. Und nachdem die Arbeit getan war, gingen wir alle zu meinem Start- und Landeplatz in der Anderswelt – Gullinbursti, meine Geisthelfer und ich. Noch nie hatte ich ein anderes Wesen außer meinen Krafttieren an meinem guten Ort zu Gast.
Wir schmausten und tranken auf diese entzückende Herrlichkeit dieses Schweines, das sich im Mittelpunkt unserer Runde und Aufmerksamkeit befand. Die Wärme, die es in unsere Gemeinschaft ausstrahlte, erinnerte mich an die Sonne oder ein großes Feuer in einer Sommernacht.“

Auszug aus einer Reise in die Anderswelt

 
 

Gerade im neuen Jahr, zu Neujahr und vor allem nach den Rauhnächten kommt dem Schwein eine besondere Bedeutung zu:

Bei den Römern und bei den Germanen galt das Schwein als Glückssymbol und vor allem unsere Ahnen und Ahninnen aus dem slawischen Raum haben sich gerne im Neujahr Gebäck in Schweinchenform symbolisch für Glück, Wohlstand und Fruchtbarkeit geschenkt. Im Nordischen reitet der Fruchtbarkeitsgott Freyr auf dem golden Eber Gullinbursti, dessen Mähne die dunkelste Nacht erhellt. Auch fühlt sich die Kraft des Schweines und vor allem des Wildscheines nach der Kraft an, die wir nach den Rauhnächten brauchen, nach der langen Zeit der Dunkelheit, den Träumen und dem vielen geistigen Kontakt mit den Ahnen und Ahninnen.

  • Die Fülle des Schweins erinnert uns, zu nähren und zu sättigen, um wieder in den Körper zu kommen.

  • Über seine Schnauze im Erdreich können wir uns mit den Wurzeln verbinden, mit Tüchtigkeit und das lebendige Beschäftigt-Sein.

  • Die Kraft seiner Nackenmuskulatur und die großen Hauer sprechen unsere eigene Kraft und Wehrhaftigkeit an.

  • Der starke Wille und die fette Borste erinnern uns an Beständigkeit und Resilienz.

  • Vermehrungsfähigkeit und Beschützerkraft wird uns gezeigt, wenn eine Bache mit ihren Frischlingen unseren Weg kreuzt.

Wenn wir uns vor Augen führen, dass wir früher in Tribes gelebt haben und es immer einen Menschen im Dorf gab, der magisch die Verantwortung übernommen hat, dann wäre es traditionell nach den Rauhnächten an ihm gewesen, dass Jahresrad wieder anzuschieben. Heutzutage können wir das auch im Privaten machen und dabei auch an die Gemeinschaft denken, in die wir eingebettet sind. So sind Mela und ich wieder dieses Jahr in die Anderswelt gereist, um mit der Hilfe von Gullinbursti das noch angehaltene Jahresrad für das Kollektiv wieder anzudrehen.

Ganz klar war aus vielen Berichten herauszulesen, dass anfangs am 2./3. Januar das Rad noch stillstand und keiner wirklich aus dem Knick kam. Viele begehen die Rauhnächte ja auch bis zum 6. Januar.
Wenn wir dann das Jahresrad wieder anschieben, hat dies verschiedene Aspekte, denn im Magischen passieren Dinge gleichzeitig und es zeigen sich Synchronizitäten: einmal unterstützen wir die Sonne oder das Jahresrad als lebendiges Gegenüber (animistische Sichtsweise / alles ist belebt) und die Sonne ist nicht nur ein abstrakter glühender Feuerball. Und dann machen wir dies natürlich auch für uns und unseren „inneren Garten“: Seit der Reise mit Gullinbursti zum Jahresrad und seinem goldenen Glanz, den er mitgebracht hat, richte ich mich aus. Ich spüre mehr die wiederkehrende Sonnenkraft und ich habe wieder mehr Lust, in dieser Welt tatkräftig zu sein.

Wenn du das Gefühl haben solltest, das Jahr hat bei dir noch Anlaufschwierigkeiten oder du bist noch nicht so richtig in Schwung gekommen, kannst du auch jetzt noch das große Mühlrad mit Musik, in einer Meditation oder Andersweltreise besuchen und daneben lauschend einige Zeit verbringen. Vielleicht fallen dir auch noch andere kreative Wege ein, dich mit der Kraft von Gullinbursti zu verbinden. Auch die Runen Wunjo, Raido und Inguz können dir eine Unterstützung sein.
Wir wünschen euch einen guten Start in den kommenden Frühling und freuen uns darauf, euch dieses Jahr mit nährenden Geschichten und schönen Produkten durch’s Jahr zu geleiten.


Sindri legte ein Schweinsfell in den Herd und befahl Brokkr zu blasen, und er hörte nicht auf zu arbeiten, bis er das, was er hineingelegt hatte, aus dem Herd nahm.

Als er aber aus der Schmiede ging, während der andere Zwerg blies, ließ sich sogleich eine Fliege auf seiner Hand nieder und stach zu; doch blies er weiter wie zuvor, bis der Schmied das Werk aus dem Herd nahm; und es war ein Eber mit Mähne und Borsten von Gold.

Das Wildschwein schenkte er Frey und sagte, es könne besser durch Luft und Wasser laufen als jedes Pferd, und es könne nie so dunkel werden in der Nacht oder in der Finsternis der Murky-Regionen, dass es nicht genügend Licht gäbe, wo er hinginge, so hell leuchteten seine Mähne und seine Borsten.

Ausschnitt aus der Prosa-Edda


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