die Zwischenwelt der Rauhnächte

Früher gestalteten sich unsere Angebote für die Zeit zwischen den Jahren klassisch: mit einer Rückschau auf das vergangene Jahr und dem Loslassen, mit Momenten des Verweilens in der großen Stille und mit der Manifestation für das kommende Jahr. Eine feste Struktur vorzugeben, wie es oft üblich ist, hat für uns dabei nie ganz zu den freien, fließenden Rauhnächten gepasst.

Doch inzwischen sehen wir das etwas anders: Liminale Räume sind Zeiten des Dazwischen, in denen das Gewohnte zurücktritt. Sie schenken uns eine Pause von Rollen, Erwartungen und innerem Druck. In diesem Innehalten liegt ihre heilsame Kraft: Wir müssen nichts erklären, nichts entscheiden, nichts leisten. Wir dürfen einfach da sein.

In solchen Übergangsräumen entsteht Gemeinschaft durch geteilte Erfahrung – auch online, verbunden über die heiligen Erden. Träume, Stille, Symbole und Rituale öffnen einen gemeinsamen Resonanzraum, in dem Unterschiedlichkeit Platz hat und Verbindung ohne Worte wachsen kann.

Die Rauhnächte knüpfen an ein altes Wissen an. Schon unsere Ahnen kannten diese Schwellenzeiten als heilige Unterbrechungen, in denen die Welt durchlässiger wurde. Wenn wir uns heute darauf einlassen, erinnern wir uns an diese Form von Gemeinschaft und Vertrauen.

Liminale Räume lehren uns, dass Heilung nicht aus Kontrolle entsteht, ­sondern aus Beziehung – zu uns selbst, zueinander und zu dem, was größer ist als wir.

Warum uns liminale Räume am Herzen liegen:
› sie öffnen Wirklichkeit, statt sie festzulegen
› sie erlauben Mehrdeutigkeit in einer Welt der Eindeutigkeiten
› sie entziehen sich Macht- & Deutungskämpfen
› sie stärken Erfahrung, Beziehung und inneres Wissen
› sie erinnern uns daran, dass Realität mehr ist, als das Sagbare

Rauhnacht und Fliegenpilz

Über die letzten Jahre hat sich für uns immer deutlicher gezeigt, dass das Erleben der besonderen Zeitqualität der Rauhnächte durch den Fliegenpilz spürbar vertieft werden kann:
Es ist Teil der Magie des Fliegenpilzes, uns an die mythologische Tiefe anzubinden – nicht nur zu dieser Zeit. Er unterstützt ein feineres Lauschen – nach innen und nach außen. Die Wahrnehmung öffnet sich für das, was jenseits des Sichtbaren liegt: für die Welt der Spirits, die Wilde Jagd, eben jene Kräfte, die in den Rauhnächten als besonders nah empfunden werden. So  wird die Bildsprache der Rauhnächte lebendig und erfahrbar, nicht nur als Ideen verstanden.  

Mit dem Fliegenpilz kann sich zudem ein Gefühl von Zeitlosigkeit einstellen. Das lineare Zeitgefühl tritt in den Hintergrund, das Hier und Jetzt wird weiter und stiller. In dieser zeitlosen Präsenz fällt es leichter, ganz da zu sein und sich von innerem Druck und äußerem Takt zu lösen. So kann der Fliegenpilz helfen, den eigenen natürlichen Rhythmus wieder wahrzunehmen. Schlaf, Wachsein, Ruhe und Bewegung ordnen sich weniger nach Vorgaben, sondern nach innerem Empfinden. So begleitet er eine Rückverbindung an das eigene Maß und an die zyklische Natur des Lebens.

Rauhnacht und Räuchern

Räuchern in den Rauhnächten hat eine lange Tradition und war ursprünglich eng mit dem Alltag und der Landwirtschaft verbunden. Viehställe, Vorrats- und Wohnräume wurden ausgeräuchert, um sie sauber zu halten, Schädlinge fernzuhalten und Krankheiten vorzubeugen. Gleichzeitig nutzte man aromatische Hölzer und Harze wie Weihrauch oder Wacholder, die nicht nur Gerüche verbreiteten, sondern auch als Symbol für Schutz und gute Kräfte galten. Räuchern war damit auch eine Beziehungspflege – zum guten Hausgeist und den anderen Hausbewohnern.

Auch heutzutage noch wirkt Räuchern über den Duft, die Pflanzenkräfte und das bewusste Ritual. Der aufsteigende Rauch macht das Unsichtbare sichtbar und schafft einen Raum, der nicht mehr ganz alltäglich ist. Er reinigt nicht nur im technischen Sinn, sondern auch im symbolischen – über die geheime Chemie der Pflanzen, die über den Geruchssinn tief in die emotionalen Hirnareale einwabern: Gedanken, Stimmungen und Räume werden neu gestimmt. Räuchern verlangsamt, bündelt Aufmerksamkeit und markiert den Übergang von profaner Zeit in eine besondere, rituelle Zeit. So entsteht ein liminaler Raum, in dem Wahrnehmung feiner und innere Prozesse zugänglicher werden.

In Verbindung mit den Rauhnächten erinnern Räuchern und der Fliegenpilz daran, dass Übergänge Begleitung schätzen. Das Betreten liminaler Räume geschieht nicht nur zufällig, sondern kann bewusst gerahmt werden kann – und verweist auf eine alte Erkenntnis: wer zwischen den Welten wandert, tut gut daran, Achtsamkeit, Schutz und klare Intention einzuladen. So stehen Räuchern und der Fliegenpilz weniger für Substanz oder Technik, sondern für eine Haltung. Sie lehren, dass das Liminale nicht konsumiert, sondern betreten wird – langsam, achtsam und in Beziehung zu dem, was größer ist als wir.

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Dunkelzeit, wilde Jagd & Stillstand